Mit einer historischen Abstimmung wurde am 30. Juni die Ehe für alle im deutschen Bundestag beschlossen. Über das von den beiden Regierungsparteien CDU und SPD lange gemiedene Thema der Ehe für alle ist letztendlich noch kurz vor der Sommerpause beschlossen worden. Eine Mehrheit der Abgeordneten sprach sich dafür aus, dass gleichgeschlechtliche Paare einem neuen Gesetztesentwurf nach eine Ehe eingehen können.
Der Berliner Bürgermeister Michael Müller (SPD), sagte dazu, dies sei ein „Tag der Freude“. Er nannte die Bundestagsentscheidung einen „großen Schritt auf dem Weg von Lesben und Schwulen zur vollen rechtlichen und gesellschaftlichen Gleichstellung“.
Der Lesben- und Schwulenverband Berlin hatte sich erfreut über das Votum des Rechtsausschusses geäußert: „Die Ehe für alle kommt, wenn auch 25 Jahre zu spät“, so LSVD-Landesgeschäftsführer Jörg Steinert. Nun sollten in der ganzen Stadt Regenbogenflaggen gehisst werden. Trotz der Freude sollte nicht vergessen werden, dass der Beschluss des Bundestags nichts Besonderes ist und es die Ehe für alle schon in über 20 Ländern gibt.
Niederlande
Die Niederlande waren das weltweit erste Land, das 2001 die standesamtliche Ehe für homosexuelle Paare genehmigt hat. Seit dem gleichen Jahr dürfen sich homosexuelle Paare in Deutschland eine Lebenspartnerschaft offiziell eintragen lassen. Diese ist allerdings nicht einer Ehe zwischen Mann und Frau gleichgestellt und weist Unterschiede zum Beispiel im Adoptionsrecht auf.
Homosexualität wird in den Niederlanden gesellschaftlich akzeptiert und die Entkriminalisierung homosexueller Handlungen erfolgte im Jahre 1811.
1993 wurde ein Gesetz gegen Diskriminierung erlassen, nach dem es nicht mehr gestattet ist, homosexuelle Menschen beispielsweise auf dem Arbeits- oder Wohnungsmarkt aufgrund ihrer sexuellen Orientierung zu benachteiligen.
Seit 2001 ist auch die Adoption für gleichgeschlechtliche, verheiratete Paare möglich. Eine Meinungsumfrage, bei der die Bevölkerung aller Länder der Europäischen Union nach ihrer Meinung zur ‚Homoehe‘ befragt wurden, ergab für die Niederlande, dass 82% aller Bürger des Landes die gleichgeschlechtliche Ehe befürworten.
Belgien
In Belgien erfolgte dieEntkriminalisierung homosexueller Handlungen 1974 und als zweites Land der Welt ermöglichte Belgien nach den Niederlanden im Jahr 2003 die gleichgeschlechtliche Ehe. Seit 2006 ist auch die Adoption für gleichgeschlechtliche, verheiratete oder unverheiratete Paare möglich.
Spanien
Am 30. Juni 2005 verabschiedeten die spanische Regierung unter dem sozialistischen Ministerpräsidenten Zapatero das Gesetz, das homosexuellen Paaren ab dem 3. Juli 2005 die Schließung der traditionellen Ehe erlaubte und ihnen alle Rechte heterosexueller Paare zugestand, wie z. B. die Adoption von Kindern. Das einst so traditionell-katholischen Spanien war damit der dritte Staat Europas, der das ermöglichte.
Norwegen
Homosexuelle Handlungen wurden in Norwegen 1972 legalisiert, außerdem führte Norwegen 1981 als erstes Land in der Welt ein Antidiskriminierungsgesetz ein, welches die ungleiche Behandlung von Personen auf Grund ihrer sexuellen Orientierung verbietet. Am 11. Juni 2008 beschloss das norwegische Parlament ein Gesetz zur Öffnung der Ehe für homosexuelle Paare, das am 1. Januar 2009 in Kraft trat. Zudem können homosexuelle Paare seit 2017 in Norwegen auch kirchlich heiraten.
Schweden
Homosexualität wurde in Schweden 1944 legalisiert. 1987 wurde ein Gesetz gegen Sex in Saunen beschlossen, um die Ausbreitung von HIV zu verhindern, dies wurde aber 2004 wieder außer Kraft gesetzt. Schon seit 1995 war es für gleichgeschlechtliche Paare möglich, ihre Partnerschaft anerkennen zu lassen. Seit 2002 ist diesen Paaren die Adoption von schwedischen und ausländischen Kindern ermöglicht. Der Beschluss zur gleichgeschlechtlichen Eheschließung des Reichstages trat am 1. Mai 2009 in Kraft
Portugal
Homosexualität wurde in Portugal 1982 legalisiert.
Am 8. Januar 2010 befürwortete das portugiesische Parlament die gleichgeschlechtliche Ehe (exklusive Adoption).
Am 20. Dezember 2015 verabschiedete das portugiesische Parlament einen Gesetzentwurf, der das gemeinschaftliche Adoptionsrecht für verheiratete gleichgeschlechtliche Paare erlaubt.
Island
Homosexualität wurde in Island 1940 legalisiert.
Am 11. Juni 2010 befürwortete das isländische Parlament die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare. Das Gesetz zur Eheöffnung trat am 27. Juni 2010 in Kraft. Bereits seit 2006 hatten homosexuelle Paare das Recht auf Adoption nicht-leiblicher Kinder.
Dänemark
In Dänemark wurden homosexuelle Handlungen 1933 legalisiert.
Dänemark verabschiedete 1989 ein Gesetz über eingetragene Partnerschaften und war damit das weltweit erste Land, in dem die Eintragung gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften möglich war. Das Recht auf gleichgeschlechtliche Ehe trat am 15. Juni 2012 in Kraft. Die gemeinschaftliche Adoption nicht leiblicher Kinder durch verpartnerte Paare wurde im dänischen Parlament bereits 2009 erlaubt.
Frankreich
Homosexualität wurde 1791 im Zuge der Französischen Revolution legalisiert. Seit 1999 existiert die eingtragene Partnerschaft PACS für gleichgeschlechtliche und verschiedengeschlechtliche unverheiratete Paare. 2013 wurde die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare einschließlich dem Adoptionsrecht ermöglicht.
Großbritannien (ohne Nordirland)
In England und Wales sind homosexuelle Handlungen nicht strafbar, entsprechende Paragraphen wurden 1967 erlassen.
In den 1980er Jahren wurde Homosexualität auch in Schottland und Nordirland legalisiert.
Seit 2005 können gleichgeschlechtliche Paare landesweit eine staatlicherseits anerkannte Partnerschaft eingehen.
Seit 2014 wurde auch die gleichgeschlechtliche Ehe in verschiedenen Teilen des Vereinigten Königreiches nach und nach legalisiert.
Luxemburg
Die Strafbarkeit von Homosexualität wurde in Luxemburg 1794 aufgehoben. Eine Öffnung der Ehe wie im benachbarten Belgien erfolgte am 18. Juni 2014 im Abgeordnetenhaus. Das Gesetz zur Eheöffnung wurde am 4. Juli 2014 vom Großherzog Henri unterzeichnet und am 17. Juli 2014 veröffentlicht. Ehen können seit dem 1. Januar 2015 geschlossen werden.
Irland
Homosexualität ist in Irland seit 1993 legal.
2011 trat die eingetragene Lebenspartnerschaft für gleichgeschlechtliche Paare in Kraft und am 22. Mai 2015 wurde mit einem Referendum per Volksabstimmung eine Verfassungsänderung und damit die Öffnung der Ehe für Lesben und Schwule beschlossen.
Finnland
Homosexualität wurde in Finnland 1971 legalisiert und seit 2002 ist es für gleichgeschlechtliche Paare möglich, ihre Partnerschaft anerkennen zu lassen.
Am 1. März 2017 trat eine Gesetzesänderung zur Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe inklusive Adoptionsrecht in Kraft.
Kanada
Seit 2005 dürfen gleichgeschlechtliche Paare in Kanada heiraten. Der als Civil Marriage Act bekannte Beschluss unterstreicht Kanadas Image als weltoffenes und liberales Land.
USA
Die rechtliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften wurde in den Vereinigten Staaten größtenteils auf Ebene der Bundesstaaten geregelt. 2014 etwa war es für homosexuelle Paare nur in 37 Bundesstaaten möglich, die Ehe einzugehen; hingegen war die gleichgeschlechtliche Ehe in 13 Bundesstaaten 2014 nicht erlaubt. Am 26. Juni 2015 erklärte der US-amerikanische Supreme Court die gleichgeschlechtliche Ehe in allen Bundesstaaten für zulässig und gleichberechtigt.
Argentinien
Seit 2003 konnten gleichgeschlechtliche Paare eine eingetragene Partnerschaft in Teilen Argentiniens eingehen und am 5. Mai 2010 befürwortete das argentinische Parlament die landesweite Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe.
Ende Dezember 2009 ging in Argentinien das erste homosexuelle Paar in Südamerika die gleichgeschlechtliche Ehe ein.
Uruguay</2>
Homosexuelle Handlungen sind in Uruguay bereits seit 1934 legalisiert. Eingetragene Lebenspartnerschaften sind in Uruguay seit 2008 möglich und der Gesetzesentwurf zur gleichgeschlechtlichen Ehe trat 2013 in Kraft.
Brasilien
Homosexuelle Handlungen wurden in Brasilien bereits seit 1823 nicht mehr strafrechtlich verfolgt.
Ende Juni 2011 wurde die erste gleichgeschlechtliche Ehe in Sao Paulo staatlicherseits anerkannt und am 14. Mai 2013 stimmte der nationale Justizrat für die landesweite Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare.
Kolumbien
Ein Gesetz zur Einführung einer eingetragenen Partnerschaft hat in Kolumbien 2007 den Kongress passiert. Im September 2013 erlaubten staatliche Behörden den ersten gleichgeschlechtlichen Paaren gleichgeschlechtliche Ehen und seit November 2015 können gleichgeschlechtliche Paare nicht-leibliche Kinder adoptieren. Das gilt auch in den 3 weiteren südamerikanischen Ländern, welche die gleichgeschlechtliche Ehe eingeführt haben.
Taiwan
Im Mai 2016 stimmte der Oberste Gerichtshof in Taiwan für die Zulassung der Homo-Ehe und schaffte damit eine Premiere in Asien.
Südafrika
Im Dezember 2005 entschied das südafrikanische Verfassungsgericht, dass es verfassungswidrig sei, Menschen gleichen Geschlechts daran zu hindern, miteinander eine Ehe einzugehen.
Neuseeland
In Neuseeland sind eingetragene Partnerschaften seit 2004 gesetzlich gestattet und 2013 trat der Gesetzentwurf zur gleichgeschlechtliche Ehe in Kraft. Neuseeland war damit das 15. Land, in dem die Ehe für alle beschlossen wurde.